Mehr Bewegungsfreiheit, Leichtigkeit und Wohlbefinden mit Faszientraining

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Was ist Faszientraining?

Der Hype um die Faszien hält nun schon einige Jahre an. Im Grunde ist Friedrich Ludwig Jahn, auch „Thurnvater Jahn“(1778-1852) genannt, Vorreiter der heutigen Faszien-Bewegung. Ebenso Ilse Schuh, die ihr gesammeltes Wissen zu Faszien im Buch „Bindegewebsmassage / ein Lehrbuch für Ausbildung und Praxis“  1986 zusammentrug und veröffentlichte.

Ich kann mich noch gut an meine ehemalige Sportlehrerin in der Grundschule erinnern. Sie war eine leidenschaftliche Turnerin, und entstammt der Nachkriegsgeneration, geprägt durch die Turnerbewegung. Die damals im Sportunterricht eingeübten Bewegungsabläufe haben mir schon als Kind Freude bereitet und mich bis zum heutigen Tag geprägt. Die damaligen Bewegungsübungen sind immer noch aktuell.

Das Fasziensystem

Wird auch Binde- und Stützgewebe genannt, besteht aus Kollagen – fasrigem Bindegewebe (Kollagen ist ein strukturgebundenes Protein). Wie eine Art Spinnennetz durchzieht es unseren gesamten Körper. Es umhüllt unsere Organe, Nerven, Knochen, Muskeln, Blutgefäße usw.. Im Laufe des Lebens verändern sich die Faszien und können durch eine naturgegebene, sinkende Produktion des Strukturproteins Kollagen verfilzen. Bewegungsmangel, einseitige- und unphysiologische Bewegungsabläufe, begünstigen diesen Prozess. Das Fasziengewebe freut sich daher über jede neue Information durch Bewegungen und Ausgangspositionen. Verschiedene Winkel zu spüren macht uns elastisch, hält uns beweglich und beugt Verletzungen vor. Neue Bewegungsrichtungen bewusst wahrzunehmen, sorgt sowohl im Körper, als auch im Geist für Entspannung.

Faszinierend ist auch, dass sie ein eigenständiges Organ mit zahlreichen Nervenden, Schmerz- und Bewegungssensoren sind. Diese regulieren und speichern unsere Körperhaltungen und unsere Bewegungsabläufe. Zudem speichern sie auch unsere Emotionen. Somit bilden sie eine Brücke zwischen unseren Gefühlen und unseren Körperempfindungen. Aufgrund dessen kann uns eine Erfahrung aus der Kindheit, welche wir in selber oder ähnlicher Form im hier und jetzt erleben, eine dazu abgespeicherte Körperposition einnehmen lassen. Mit den zu dieser Erfahrung verknüpften Emotionen verhält es sich ebenso. Auch sie können wieder aufgerufen werden. Umgekehrt kann auch die Körperhaltung entsprechende Emotionen hervorrufen. Denkst du über etwas Vergangenes nach, lebt auch dein Körper unterdessen in der Vergangenheit. Die gute Nachricht ist, das jedes gespeicherte Körpermuster bis ins hohe Alter veränderbar ist.

Einfach und doch genial

Zirkeltraining, Standwaage, Kniebeugen & Co sind nach wie vor eines der effektivsten Trainings- und Übungseinheiten. Der kleine, feine Unterschied hierbei liegt in der Ausführung der Bewegungsabläufe. Um das Fasziensystem zu stimulieren, braucht es zum Teil  lockere, geschmeidige, schwingende Bewegungsabläufe.

Dir altbekannte Dehnungen wendest du nicht wie bisher nur für circa 30 Sekunden an, sondern für 2 – 3 Minuten. Bezieh auch während einer Dehnung deinen Rücken mit ein und achte darauf, dass du die Dehnung mit einem möglichst geraden Rücken ausübst. Somit löst du gleichzeitig die Verfilzungen an der Rückenfaszie und regst die Versorgung der Extremitäten (Arme, Beine) und der Organe an.

Zum anderen bekommt das Fasziensystem durch gezielte Stabilisations- und Gleichgewichtsübungen, die ohne viel Kraftaufwand aus der Eigendynamik heraus ausgeführt werden, die nötige Spannung zurück. Es soll schließlich wie ein Schutzkorsett von innen wirken können. Hierbei geht es nicht um Muskelaufbau, sondern vielmehr um Aktivierung und Stimulation.

Fasziengymnastik während der Schwangerschaft

Aus eigener Erfahrung heraus kann ich es dir wärmstens empfehlen, auch während der Schwangerschaft die Fasziendehnungen und die Übungen anzuwenden. Es hilft dir sowohl bei Übelkeit, Unwohlsein, Rückenschmerzen und sonstigen Schwangerschaftsbeschwerden. Und bereitet dich zusätzlich auf die körperliche Anstrengung einer Geburt vor. Vertrau deinem Körper und spüre was du braucht und was dir gut tut. Die Häufigkeit und Intensität der Workouts kannst du selbst am besten bestimmen.

Tolle Workouts dazu findest du z.B bei YouTube, „Faszien – Fitness ohne Hilfsmittel“, „Faszien Pilates“ und viele weitere Videos von Gabi Fastner, Fasziendehnungen und weitere Workouts wie „effektive Fasziendehnung“ von Liebscher & Bracht

Zusammenfassung:

  • Aufgrund der Umbauphase im Gewebe ist es ausreichend, das verfilzte Gewebe alle 72 Stunden durch Fasziendehnungen zu lösen. Hierbei ist es wichtig, die Dehnung pro Körperregion ca. 2-3 Minuten lang zu halten. Der Unterschied zu normalen Dehnungen ist hier die Dauer, so bekommt das Gewebe ausreichend Zeit und kann sich umbauen.
  • Massiere mittels einer Faszienrolle/ Faszienstab oder einem Tennisball die verspannte Körperregion mindestens 30 Sek. lang mit einem adäquaten Druck. Die Schmerzspitze sollte sich auch hier immer wieder abbauen.
  • Anschließend braucht das Fasziengewebe neue Informationen z.B. durch Fasziengymnastik/Training (schwingen, federn, hüpfen, neue Winkel ausprobieren), Yoga, schnelles gehen/ laufen oder anderen Sportarten. Infolgedessen richtet sich das Gewebe neu aus und wirkt ungewohnten Bewegungsabläufen und Überbelastungen stabiler entgegen.
  • Mache es dir zur Gewohnheit und wende die oben genannten Übungen vor oder nach deiner Sporteinheit an. Das wird dir sehr dienlich sein, da auch Hobbysportler von Beschwerden am Bewegungsapparat (Sehen, Muskeln, Bänder, Gelenke usw.) geplagt werden. Der Körper braucht zu fast jeder Sportart eine Ausgleichssportart. Bekommt er das nicht, wird er trotz Sport und Bewegung anfällig für Verletzungen und Krankheiten.
  • Vor allem die Brustwirbelsäule wird dir sehr dankbar sein, wenn du möglichst täglich Streck- und Drehbewegungen machst.
  • Aus Alltagsbewegungen kann ein individuelles Faszientraining werden. Brich aus deinen gewohnten Bewegungsabläufen aus und probiere neue aus. So kannst du alte Verspannungen lösen und beugst gleichzeitig vor.
  • Schalte mal einen Gang runter und fang an zu spüren, was dein Körper wirklich braucht.
  • Achte darauf, dass du genug Wasser trinkst und auf eine ausgewogene Ernährung.

Quelle: Faszientraining, mehr Beweglichkeit, Gesundheit und Dynamik von Dr. med Siegert Tempelhof, Daniel Weiss, Anna Cavelius / Ilse Schuh, Bindegewebsmassage

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